Hauptvortrag 1

Mina Schneider-Landolf – Diplom-Psychologin, TZI-Lehrbeauftragte, Psychotherapeutin und Supervisorin in Berlin – hat sich mit TZI als einem „pädagogischen Konzept“ auseinander gesetzt. Der Titel ihres Vortrags (Download) lautet:
TZI – ein bedeutendes pädagogisches Konzept? Was es einmal war – was nicht mehr ist – und was daraus noch werden könnte
TCI – A significant pedagogic concept? What used to be – what ceased to be – what could become of that
In einem historischen Rückblick legt sie dar, wie Ruth Cohn die TZI aus biografischen Erfahrungen und aus gesellschaftspolitischen Wirkungsabsichten heraus nach ihrer Rückkehr nach Europa vor allem pädagogisch profiliert hatte – erfolgreich, wie die Aufnahme und Verbreitung in der schulisch-pädagogischen Praxis alsbald erwiesen hatte.
In ihrer Diagnose des aktuellen Stands von TZI und Pädagogik, insbesondere der Verankerung von TZI in Institutionen der Lehrerausbildung an Hochschulen und in Lehrerseminaren, kommt Mina Schneider-Landolf zu einer pessimistischen und zugleich provokanten Diagnose: Die TZI – in den 70er und 80er Jahren anerkannt in der pädagogischen Ausbildung – hat in der Erziehungswissenschaft einen erheblichen Bedeutungsverlust erlitten. Und nicht nur dort: Auch in den Ruth Cohn Instituten selbst habe TZI als „pädagogisches Handlungskonzept“ an Relevanz verloren.
Mina Schneider-Landolf ist an produktiver Auseinandersetzung mit ihrer Bilanzierung interessiert, sie würde sich über Rückmeldungen – auch über kritische Einwände – freuen: mina.schneider@gmx.de
Hauptvortrag 2

Ruth Cohn war ausgebildete und praktizierende Psychoanalytikerin. Sie wollte die nur punktuellen Wirkungschancen der Freudschen Tiefenpsychologie erweitern, wie es sich in der prägnanten Formel spiegelt: „Die Couch war zu klein ...“ Ruth Cohn entwickelte TZI in produktiver Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse und der humanistischen Psychologie in den USA. Wenn sie auch TZI nicht als psychologische Behandlungstechnik im engeren Sinn verstand, sollte TZI als Medium der Persönlichkeitsentwicklung therapeutisch nicht folgenlos bleiben.
Hat TZI vor dem Hintergrund der Weiterentwicklung von Therapien, insbesondere des Aufkommens des neurowissenschaftlichen Denkens, weiterhin Bestand? Diese Frage untersucht Alexander Trost in seinem materialreichen Vortrag (Download): Die Couch war zu klein … Ruths Idee und die Psychotherapie im 21. Jahrhundert. Er verfolgt diese Frage hinsichtlich der Konzepte aus psychoanalytischen Bindungstheorien, andererseits hinsichtlich der neurowissenschaftlichen Versuche, hirnphysiologische Korrespondenzen zu psychischen Prozessen aufzufinden.
Ruth Cohn was a practicing psychoanalyst who wanted to broaden the effects of Freud’s psychotherapy, which had been restricted to a dyadic setting up to that point. This is reflected in her concise expression “The couch was too small…”Additional influences on TCI can be found in her commitment to humanistic psychology as it came up in post-war USA. TCI was not intended as a psychotherapeutic approach but as a means of personal development.
Thus we have to ask ourselves if the basis of TCI is still valid, considering new thinking in terms of neurosciences and attachment theory. Alexander Trost examines this question in his comprehensive lecture “The couch was too small… Ruth’s idea and psychotherapy in the 21st century”.
Hauptvortrag 3

Wiebke Ahrens und Philipp Rubner haben sich mit der Frage auseinander gesetzt, wie die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Internationalen Austauschtreffens (IAT) 2015 die politische Dimension der TZI heute bewerten. Ihr Vortragsthema lautete:
„Alte Wurzeln und neue Triebe gesellschaftlicher Themen – Was können und wollen wir verantworten?“
„Old roots and new shoots of social topics – What are we willing and able to answer for?“ (Download)
Die Darlegung der beiden beruht auf einer Fragebogen-Aussendung an die Teilnehmer des IAT und dem Rücklauf daraus im Vorfeld des Treffens und vermittelt ein vermutlich repräsentatives, wenn ein auch nicht nur auf einen Nenner zu bringendes Bild, wie die TZI-Gemeinschaft die gesellschaftliche Wirksamkeit der TZI einschätzt.
Ohne Frage hatte die TZI in den Anfangsjahren, vor allem in Deutschland, politisches Potenzial entfaltet – in den damals virulenten Auseinandersetzungen um die lange beschwiegenen Verbrechen des „Dritten Reichs“. Ruth Cohn hat die TZI und deren grundlegenden Wertekanon ohnehin als eine „gesellschaftstherapeutische“ Methodik verstanden und dafür die Anwendung von TZI sogar in Großgruppen erprobt, beispielhaft in der Friedens- und Umweltbewegung der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Heute, unter gewandelten Globe-Bedingungen, fällt die gesellschaftspolitische Bilanzierung der TZI gemischter aus, wie an den Charts von Wiebke Ahrens und Philipp Rubner abzulesen ist. Vermutlich muss die TZI in diesem Wurzel- und Wirkungsbereich als gesellschaftspolitisches Instrument neu gestimmt werden.
Hauptvortrag 4

Matthias Scharer, Theologe aus Innsbruck, befasste sich mit der Frage, inwieweit TZI nach der "Wiederkehr der Religion" dazu verhelfen könnte, der Selbstverständigung über Glaubensfragen und dem konfliktbeladenen interreligiösen Dialog Sprache zu geben. Er gab seinem Vortrag den Titel:
TZI im Spannungsfeld von Spiritualität/Religon(en)/Theologie – Wo kommt sie her, wo geht sie hin?
TCI in the context of spiritualitiy, religion and theology – Where does it come from, where is it headed?
Der Einladung zu einem solchen Thema aufs IAT 2015 bescheinigte Matthias Scharer „Weitblick“. „Als ich vor einem Jahr für dieses Referat angefragt wurde, war vielen Menschen die Dramatik nicht bewusst, welche speziell die Religionsfrage weltweit und auch in Europa annehmen würde.“
Vortrag, Präsentation, Workshop-Planung können von der Homepage von Matthias Scharer heruntergeladen werden.